Dinkelkennzeichnung
Baden-Württemberg ist eines der Hauptanbaugebiete für Dinkel in Deutschland. Und Dinkel ist beim Verbraucher beliebt. Das zeigen auch die aktuellen Vermahlungszahlen der Müllerei. Seit einigen Jahren gibt es aber Uneinigkeit darüber, wie der Dinkel richtig zu kennzeichnen sei. Denn im Sommer 2017 hat die EU-Kommission empfohlen, Produkte aus Dinkel und Durum explizit als Weizenprodukte zu kennzeichnen, weil sie botanisch wie auch Einkorn und Emmer zur Weizenfamilie gehören. Vorgeschlagen hat die Kommission zur Kennzeichnung im Zutatenverzeichnis „Weizen“ oder „Weizen (Dinkel)“ oder „Dinkelweizen“. Damit soll die Auswahl für Menschen mit einer Weizenallergie einfacher gemacht werden. Die EU-Bekanntmachung zur Dinkelkennzeichnung ist dabei lediglich eine unverbindliche Auslegungshilfe für die EU-Mitgliedstaaten. Trotzdem wollen Überwachungsbehörden in Deutschland die verwirrende Kennzeichnung durchsetzen.
Noch ist das letzte Wort im „Kennzeichnungsstreit“ nicht gefallen. Die Unternehmen der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft zu denen auch die Baden-Württembergischen Mühlen zählen, setzen sich weiter für die einfache und eindeutige Dinkel-Kennzeichnung ein. Der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft hat im September 2020 einen Runden Tisch zur Dinkelkennzeichnung mit Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbraucherschutz in Berlin organisiert. Ein Fazit war, dass keiner der Beteiligten eine Kennzeichnung als „Dinkelweizen“ für richtig hält. Klar ist auch, dass neben dem Schutz der Gesundheit auch der Schutz der Verbraucher vor Täuschung ein wichtiges Ziel ist. Letztlich suchen alle Beteiligte nach einer klugen Lösung mit Augenmaß, die alle Verbraucher richtig verstehen. In Österreich hat man sich für einen pragmatischen Weg entschieden. Dort bleibt es bei der einfachen, verständlichen Dinkel-Kennzeichnung auf den Lebensmitteln. Auch weil man dort davon ausgeht, dass Dinkel im allgemeinen Sprachgebrauch und Verständnis bei der Bevölkerung – anders als in anderen europäischen Staaten – gut bekannt ist und sich Weizenallergiker sehr wohl bewusst sind, dass Dinkel eine alte Weizensorte ist. In Deutschland wünscht man sich ebenfalls eine solche pragmatische Lösung. Sie wäre auch im Hinblick auf kennzeichnungsrechtliche Gleichbehandlung zwischen Österreich und Deutschland eine gute Sache.